Barrierefreiheit

Fast 10 Prozent aller Menschen in Deutschland gelten als schwerbehindert. Barrierefreiheit garantiert ihnen die Teilnahme am Straßenverkehr und am öffentlichen Leben. Auch im Web wird das Thema immer populärer. Was muss eine Website können, um barrierefrei zu sein? Und wie kann man das umsetzen?
Blinder Mann auf Parkbank streichelt Hund und nutzt mobil barrierefreie Webseite
© motortion

Was ist Accessibility?

Der Begriff Accessibility heißt übersetzt: Barrierefreiheit. Das bedeutet, dass Menschen, die aufgrund körperlicher oder geistiger Beeinträchtigungen benachteiligt sind, barrierefreier Zugang gewährt wird. Ursprünglich bezieht sich das auf bauliche Maßnahmen, zum Beispiel in öffentlichen Räumen oder im Verkehr. Zum Beispiel:

  • Blindenampeln, die bei rot oder grün akustische Signale von sich geben
  • Rampen und Fahrstühle für Rollstuhlfahrer
  • Behindertengerechte Toiletten
  • Parkplätze für Menschen mit Gehbehinderung

Neben der Überwindung physischer Barrieren gehören auch die Teilnahme am öffentlichen Leben und das Recht auf Information dazu. So helfen zum Beispiel Gebärdensprachdolmetscher gehörlosen Personen bei der Kommunikation mit Ärzten oder Behörden. Im öffentlichen Fernsehen gibt es Audio-Description für Blinde und Untertitel für Hörgeschädigte. Auch das fällt unter die Barrierefreiheit.

Im Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) ist das Recht auf barrierefreie Teilhabe rechtlich verankert. Dort ist auch Barrierefreiheit im Internet per Definition vorgeschrieben. Zumindest bei den Internetauftritten staatlicher Institutionen und öffentlicher Einrichtungen muss das Webdesign entsprechend angepasst werden. Digitale Barrierefreiheit hat in den letzten Jahren an Relevanz gewonnen. Daher gehen auch Konzerne, KMU und Start-ups dazu über, barrierefreie Websites programmieren zu lassen.

Wie erreicht man Barrierefreiheit im Internet?

Ist eine Website barrierefrei designt, heißt das, dass jeder Mensch Zugriff auf die Informationen dieser Seite hat und sie ohne große Einschränkungen nutzen kann. Um das zu erreichen, benötigen Web-Designer die richtige Definition von «barrierefrei». Im Internet gibt es viele Hürden für Menschen mit Behinderungen. Im Groben kann man zwischen folgenden Punkten unterscheiden:

Motorische Barrierefreiheit

Das betrifft Menschen mit physiologischen Defiziten. Zum Beispiel, wenn sie bestimmte Bewegungen nicht oder nicht mehr ausführen oder ihre Bewegungen nicht richtig kontrollieren können. Dann fällt es ihnen schwer, auf der Webseite eine Schaltfläche anzuklicken oder Texte einzugeben.

Kognitive Barrierefreiheit

Wenn Softwareentwickler barrierefreie Websites designen, wird diesem Kriterium oft nicht genug Bedeutung beigemessen. Personen mit intellektuellen oder geistigen Einschränkungen oder ältere Menschen haben oft Probleme, komplexe Webseiten-Navigation zu verstehen. Auch komplizierte Sätze zu lesen, fällt ihnen schwer. Mit letzterem haben auch Legastheniker zu kämpfen.

Visuelle und auditive Barrierefreiheit

Diese Barrieren betreffen die Sinne Sehen und Hören. Menschen mit einer Sehschwäche oder blinde Personen können den Inhalt einer Webseite nicht ansehen. Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung sind ohne barrierefreies Webdesign nicht in der Lage, den Content einer Website verstehen.

Technische Barrierefreiheit

Technische Barrieren entstehen, wenn es Probleme mit der Kompatibilität in Software oder Hardware gibt. Werden beim Programmieren barrierefreie Websites erstellt, sollten diese auf jedem Browser aufrufbar sein. Auch Programmiersprachen wie JavaScript können in diesem Zusammenhang Barrieren schaffen. Teilweise wird ihre Aktivierung in öffentlichen Einrichtungen aus Sicherheitsgründen unterbunden. Ist eine Webseite so programmiert, dass eine Scriptsprache für die fehlerfreie Navigation benötigt wird, kann auch das eine Barriere darstellen.

Es gibt also einiges, dass beim Programmieren für barrierefrei Websites und Software bedacht werden muss, damit die Benutzung nicht eingeschränkt wird. Was ist eingeschränkte Barrierefreiheit? Diese Definition beschreibt eine Webseite, die eine der oben genannten Kriterien nicht erfüllt.

Was ist barrierefreie Software?

Damit eine Software oder Website barrierefrei wird, muss sie wahrnehmbar, bedienbar und deutlich zu interpretieren sein. Das heißt die Benutzeroberfläche sollte so gestaltet sein, dass die Navigation intuitiv erfasst werden kann. Eine barrierefreie Webseite sollte vom Design her so gestaltet sein, dass sie ohne Maus genutzt werden kann. Bewegte Inhalte und Pop-up Seiten sollten sich abschalten lassen. Auf diese Weise wird verhindert, dass kognitiv beeinträchtigte Personen in ihrer Konzentration gestört werden oder motorisch benachteiligte Menschen mühsam ein Pop-up Fenster schließen müssen.

Barrierefreies Webdesign schließt auch mit ein, dass Inhalte sich auf 200 Prozent vergrößern lassen und alle Texte große Helligkeitskontraste aufweisen. Letzteres kann vom Webdesigner via Contrast Analyser überprüft werden. Große Kontraste sind nötig, damit Menschen mit einer Rot-Grün-Sehschwäche die Texte besser lesen können. Aus diesem Grund ist auch zu beachten, dass wichtige Schaltflächen nicht in Rot und Grün designt sind.

Damit das Webdesign barrierefrei ist, müssen für Bilder und stumme Videodateien alternative Texte hinterlegt sein. Letzteres ist für Personen mit eingeschränkter Hörfähigkeit wichtig, um die Inhalte zu verstehen. Für Gehörlose oder Menschen mit kognitiven Einschränkungen kann die sogenannte «Leichte Sprache Barrierefreiheit» im Internet garantieren.

Was ist leichte Sprache?

Per Definition ist es eine vereinfachte Form der deutschen Schriftsprache. Die Sätze werden kurzgehalten und auf die Nutzung komplizierter Worte oder komplexer Wortschöpfungen wird verzichtet. Substantive, die sich aus mehreren Worten zusammensetzen, können mithilfe von Bindestrichen einfacher lesbar gemacht werden. Teilweise wird der Inhalt mit Symbolen und Grafiken vermittelt.

Wenn für eine barrierefreie Website Leichte Sprache verwendet werden soll, werden die ursprünglichen Texte entsprechend übersetzt und vom Web-Designer als zusätzliche Sprache eingebunden. Um Texte auf einer Internetseite blinden Menschen zugänglich zu machen, kommen Screenreader zum Einsatz.

Was sind Screenreader?

Beim Screenreader handelt es sich um sogenannte Assistive Technologie. Grundlage ist ein Programm, das in der Lage ist, geschriebenen Text in eine andere Sprachform zu übersetzen. Es gibt zwei Formen der Übersetzung. Sie funktioniert entweder via Sprachausgabe oder über eine Braillezeile. Dabei handelt es sich um eine tastaturähnliche barrierefreie Hardware, die Text in der Blindenschrift Braille ausgibt. So können blinde Menschen die Worte erfühlen.

Screenreader sind meistens als Open-Source-Software erhältlich. Auf dem Windows-Desktop hat sich der Reader NVDA durchgesetzt. Das Gegenstück für den Apple Mac heißt VoiceOver. Für das Betriebssystem Linux gibt es hier mehrere barrierefreie Tools. Der beliebteste ist Orca. Für mobile Geräte gibt es spezielle Apps, zum Beispiel TalkBack für Android. Diese App wird häufig genutzt und konsequent weiterentwickelt. Geräte von Amazon sind kompatibel mit dem Screenreader VoiceView.

Wann müssen Webseiten barrierefrei sein?

Seit dem 23. September 2019 sind öffentliche Stellen verpflichtet, ihren Internetauftritt barrierefrei zu gestalten. Geregelt wird das durch die BITV. Was ist die BITV? Diese Abkürzung steht für Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung, kurz BITV 2.0, da es sich um die zweite Version dieser Verordnung handelt. Sie gilt für alle Einrichtungen von Bund und Ländern und für juristische Personen des öffentlichen und privaten Rechts.

Damit sind auch Behörden, Krankenkassen, Schulen und Kitas verpflichtet, ihren Auftritt im Internet barrierefrei gestalten zu lassen. Das gilt auch für Apps. Privatpersonen, nichtstaatliche Organisationen und Unternehmen sind davon nicht betroffen. Dennoch kann es durchaus von Vorteil sein, wenn Firmen eine barrierefreie Internetseite erstellen lassen. Dadurch erhalten mehr Kunden Zugang zu Informationen über eine Dienstleistung oder ein Produkt. Außerdem suggeriert dem User eine solche Unternehmenswebseite, dass die Firma soziale Verantwortung übernimmt. Das steigert das Vertrauen potenzieller Kunden.

Wie testet man Barrierefreiheit im Internet?

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales bietet zwei Varianten an, wie Sie Ihre Website überprüfen können: barrierefrei oder nicht?

Die umfassende Variante, deine Webseite auf Barrierefreiheit zu testen

Auf Grundlage der BITV wurde das Projekt BIK (Barrierefrei informieren und kommunizieren) ins Leben gerufen. Nach einer anfänglichen Selbsteinschätzung überprüft ein Experte, ob deine Homepage barrierefrei ist. Er erstellt ein Fehlerprotokoll und unterstützt dich bei einem eventuellen Website Relaunch. Abschließend führen zwei BIK-Prüfer voneinander unabhängige Tests durch, bei denen der Grad der Barrierefreiheit ermittelt wird.

Die einfache Variante, Inhalte deiner Website auf Barrierefreiheit zu testen

Das Bundesministerium stellt die Open Source Anwendung BaNu online zur Verfügung. Damit können auch PDF-Dokumente und Client-Anwendungen geprüft werden. Für umfangreiche Webauftritte ist das Tool weniger geeignet, dafür können Sie unkompliziert selbst Ihre Internetseite auf Barrierefreiheit testen, online und kostenlos.

Neben diesen zwei Optionen gibt es im Internet einige Tools, mit denen Sie ein Monitoring auf Barrierefreiheit durchführen können.

Wer kann eine barrierefreie Webseite erstellen?

Im Prinzip kann jeder Webdesigner oder Softwareentwickler barrierefreie Voraussetzungen schaffen. Er kann die Webseite oder Software entsprechend modulieren, damit sie mit Screenreadern, Sprachausgabeprogrammen und ähnlichen Tools funktioniert. Dazu müssen die nötigen Schnittstellen geschaffen werden. Wenn eine IT-Agentur noch nie in diesem Bereich tätig war, wird es zeitliche Ressourcen fressen, bis die Mitarbeiter über das nötige Wissen verfügen. Oft steht auch eine Assistive Technologie wie eine Braillezeile nicht zur Verfügung.

Letzten Endes ist es ratsam, von Anfang an die Software barrierefrei zu entwickeln. Es gibt Web Agenturen, die das erstellen barrierefreier Webseiten explizit als Dienstleistung anbieten.

TenMedia für mehr Barrierefreiheit im Web

Uns von TenMedia als dynamischer Digitalagentur aus dem Herzen der Weltstadt Berlin ist Inklusion sehr wichtig. Für verfügen über modernstes Framework und umfassendes Know-How im Bereich Webentwicklung. Auch in Bezug auf das Thema Barrierefreiheit im Internet gehen wir mit der Zeit und richten uns nach den entsprechenden Richtlinien der EU. In unseren Case Studies finden Sie barrierefreie Beispiele unserer Arbeit.

Seit der Gründung im Jahr 2011 entwickelt und optimiert TenMedia Individualsoftware, Datenbanken, Cloudanwendungen, Apps und Online-Plattformen. Unsere Dienstleistungen erstrecken sich außerdem über die Bereiche Hosting, Monitoring und Automatisierung. Wir sind Allrounder und betreuen unsere Softwarelösungen auch noch nach der Fertigstellung. Die Wünsche und Bedürfnisse unserer Kunden stehen für uns an erster Stelle.

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