ISO 27001-Zertifikat vs. ISO 27001-Standard

Was ist ein ISO 27001-Zertifikat?
Das ISO 27001-Zertifikat ist der weltweit anerkannte Beleg dafür, dass ein Unternehmen ein wirksames Informationssicherheits-Managementsystem (ISMS) eingeführt und etabliert hat. Grundlage bildet der ISO 27001-Standard beziehungsweise die ISO-Norm 27001. Diese definiert präzise Anforderungen, wie Unternehmen sensible Daten, IT-Infrastrukturen und Geschäftsprozesse systematisch vor Risiken und Bedrohungen schützen können. Mit einer ISO 27001-Zertifizierung zeigen Unternehmen, dass sie hohe Maßstäbe beim Schutz von Informationen einhalten – ein entscheidender Vertrauensfaktor für Geschäftspartner, Behörden und Kunden.
ISO-Standard 27001 für KMU und Behörden
Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen sowie Behörden in Deutschland bringt die Einführung und Zertifizierung nach ISO-Standard 27001 zahlreiche Vorteile. Neben dem Schutz sensibler Informationen sorgt die Zertifizierung für mehr Transparenz in Abläufen, unterstützt bei der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und verbessert die interne Organisation. Die klar definierten ISO 27001-Anforderungen helfen dabei, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen systematisch umzusetzen.
Ein weiterer Pluspunkt: Die offizielle ISO 27001-Zertifizierung verschafft Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil. Sie signalisiert am Markt ein professionelles Sicherheitsniveau und kann geschäftsentscheidende Türen öffnen. Weitere Hintergründe dazu sind in unserem Artikel zur ISO 27001-Zertifizierung zu finden.
Wie viele Unternehmen sind nach ISO 27001 zertifiziert?
Konkret verifizierbare Zahlen zu diesem Thema gibt es aus dem Jahr 2023. Laut Statistiken von Destatis wurden zu dieser Zeit in Deutschland 3,5 Millionen deutsche Unternehmen gezählt. Laut ISO Survey waren im selben Jahr ca. 1.563 Firmen ISO-27001-zertifiziert. Das sind noch nicht einmal ganz 0.045 Prozent.
Es ist davon auszugehen, dass die Anzahl der zertifizierten Unternehmen seit damals spürbar gestiegen ist und auch weiter anwachsen wird. Entscheidender Treiber dafür ist die EU-Richtlinie zur Netz- und Informationssicherheit (NIS-2). Sie verpflichtet eine viel breitere Palette von Unternehmen in sensiblen Sektoren (wie Energie, Verkehr, Bankwesen, Gesundheitswesen, aber auch digitale Dienste und der öffentliche Sektor) zu strengeren Risikomanagementprozessen. Ein nach ISO 27001-Standard zertifiziertes ISMS erfüllt einen Großteil der Anforderungen der NIS-2-Richtlinie. Für viele Unternehmen wird die ISO 27001-Zertifizierung daher zu einer strategischen Grundlage, um sich auf die verschärften Compliance-Anforderungen vorzubereiten.
Welche sonstigen Zertifikate sind für IT-Dienstleister wichtig?
Neben dem ISO 27001-Zertifikat gibt es weitere international anerkannte Zertifizierungen, die für IT-Dienstleister von großer Bedeutung sind. Sie unterstreichen die Qualität, Effizienz und Zuverlässigkeit betrieblicher Abläufe und stärken das Vertrauen bestehender sowie potenzieller Auftraggeber.
- ISO 9001 (Qualitätsmanagement)
Die ISO 9001 ist der weltweit führende Standard für Qualitätsmanagementsysteme. Sie bestätigt, dass ein Unternehmen Prozesse kontinuierlich überwacht, verbessert und auf Kundenbedürfnisse sowie rechtliche Anforderungen ausrichtet – ein wichtiges Signal für Partner und Kunden im Vergleich zum ISO 27001 Standard. - ISO 20000 (IT-Service-Management)
Diese Zertifizierung belegt, dass IT-Dienstleister professionelle und effiziente IT-Service-Prozesse nach internationalen Standards gestalten. ISO 20000 schafft Transparenz und Verlässlichkeit im Service Management und ergänzt die Vorteile einer offiziellen ISO 27001-Zertifizierung für KMU und Behörden optimal. - TISAX® (Trusted Information Security Assessment Exchange)
TISAX® ist speziell im Bereich der Automobilindustrie von großer Relevanz. Die Zertifizierung nach diesem Standard zeigt, dass Unternehmen umfangreiche Anforderungen an Informationssicherheit und Datenschutz erfüllen – besonders wichtig für Lieferanten großer Automobilhersteller.
Wir von TenMedia befinden uns derzeit im Stadium der Erst-Zertifizierung für ISO 27001. Unsere Zertifizierungsstelle ist der TÜV Süd. Bereits im Jahr 2022 haben wir uns erfolgreich für die ISO-Norm 9001 zertifiziert. Trotz etlicher Hürden sehen wir in diesen Qualifizierungen kein notwendiges Übel, um mit modernen Anforderungen Schritt zu halten. Für uns stellen diese Zertifizierungen eine große Chance dar, interne Prozesse zu optimieren und unseren Kunden höchste Qualität zu bieten.
Wie hoch ist der Aufwand für die ISO 27001-Zertifizierung?
Obwohl unsere ISO 9001-Zertifizierung noch nicht so lange her ist, hat uns der Aufwand dieser Umstellung dennoch überrascht. Zu Beginn stand eine intensive Auseinandersetzung mit den ISO 27001-Anforderungen an: Viele Abläufe mussten dokumentiert oder überarbeitet werden, damit sie den Vorgaben der ISO Norm 27001 entsprechen. Unser gesamtes Team hat an einer ISO 27001-Schulung teilgenommen, um das nötige Verständnis für die Besonderheiten des Standards zu gewinnen.

Neben der Vorbereitung auf das erste Audit gehören regelmäßige interne Kontrollen und ein laufendes Verbesserungsmanagement dazu. Wirklich abgeschlossen ist der Aufwand nie, denn jedes Jahr steht ein Überwachungsaudit an und alle drei Jahre folgt die aufwändige Re-Zertifizierung. Auch die ISO 27001-Kosten sind nicht zu unterschätzen, da die Investition nicht einmalig ist. Dennoch überwiegen für uns klar die Vorteile einer offiziellen ISO 27001-Zertifizierung für KMU und Behörden.
ISO 27001-Standard: Vorsicht vor falschen Versprechungen
Im Zusammenhang mit dem ISO 27001-Zertifikat ist in den letzten Jahren eine problematische Entwicklung zu beobachten: Immer mehr Firmen werben mit Begriffen wie „ISO 27001 Standard“ oder „ISO-Norm-27001“, ohne tatsächlich die entsprechenden ISO 27001 Anforderungen im Rahmen einer zertifizierten Prüfung nachgewiesen zu haben. Häufig werden auf den Websites eigene Logos oder Siegel kreiert, die an eine echte Zertifizierung erinnern, auf denen zum Beispiel „ISO Standard 27001“ steht. Doch hier liegt der entscheidende Unterschied zwischen ISO 27001-Zertifizierung und ISO-27001-Standard: Während der Standard die allgemeinen Vorgaben und Prinzipien beschreibt, bestätigt erst ein formales Audit durch einen unabhängigen ISO 27001-Auditor, dass das Managementsystem tatsächlich eingeführt und wirksam betrieben wird.
ISO-zertifizierte Rechenzentren ersetzen kein Zertifikat
Manche Unternehmen werben damit, ihre Daten in einem ISO 27001-zertifizierten Rechenzentrum zu hosten. Diese Aussage allein ersetzt jedoch keine eigene ISO 27001-Zertifizierung. Die Verantwortung für den kompletten Schutz der eigenen Organisation bleibt bestehen und kann nicht einfach auf Dienstleister abgewälzt werden.
Zudem kursieren im Netz Angebote, bei denen vermeintliche ISO 27001-Zertifikate zu auffallend niedrigen Kosten erworben werden können, meist ohne ein echtes Audit oder eine fundierte ISO 27001-Schulung durchzuführen. Solche Zertifikate stammen nicht von anerkannten Prüfstellen und erfüllen nicht die Qualitätsstandards, die eigentlich verlangt werden.
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Welche Vorteile bringt eine offizielle ISO 27001-Zertifizierung gegenüber einer reinen Implementierung?
Erst ein offizielles Zertifikat, vergeben durch einen unabhängigen ISO 27001-Auditor, liefert einen objektiven Nachweis über die Einhaltung der ISO 27001-Anforderungen. Betriebskritische Anwendungen erfordern verlässliche Agenturen. Potenzielle Kunden erkennen an der offiziellen Zertifizierung, dass nicht nur Richtlinien eingeführt, sondern auch regelmäßig geprüft werden. Dadurch entsteht ein spürbarer Vertrauensvorsprung.
Vorteile einer offiziellen ISO 27001-Zertifizierung für KMU und Behörden:
- Qualität und Sicherheit sind extern überprüft und bestätigt
- Erhöhte Attraktivität für neue Kunden und Projekte
- Nachweis der Compliance gegenüber Behörden und Partnern
- Effektives Risikomanagement und strukturierte Prozesse
- Langfristige Kosteneinsparungen durch reduzierte Sicherheitsvorfälle
Was ein echtes Zertifikat von einer Nachahmung unterscheidet
Gerade, weil das ISO-Standard-27001-Zertifikat im Markt so hoch angesehen ist, kursieren immer wieder Nachahmungen und gefälschte Dokumente. Umso wichtiger ist es für Unternehmen und Entscheider, echte von unechten Zertifikaten klar unterscheiden zu können.
Wie erkennt man eine echte ISO 27001-Zertifizierung?
Ein echtes ISO 27001-Zertifikat wird nur nach einem umfassenden Audit-Prozess und auf Grundlage der ISO 27001 Anforderungen vergeben. Es enthält klare Angaben zur zertifizierten Organisation, zum Geltungsbereich, Gültigkeitsdatum und den Namen der akkreditierten Zertifizierungsstelle. Ein Unternehmen, das mit einer Zertifizierung nach ISO 27001 wirbt, sollte in der Lage sein, das Zertifikat jederzeit transparent machen zu können.
Wichtige Erkennungsmerkmale:
- Zertifikat wurde von einer akkreditierten Zertifizierungsstelle ausgestellt
- Transparente Angaben zum Gültigkeitsbereich und Zeitraum
- Hinweise auf regelmäßig stattfindende Überwachungsaudits
Woran erkennt man gefälschte ISO 27001-Zertifikate?
Gefälschte Zertifikate weisen oft mehrere Mängel auf, die bei genauer Prüfung auffallen. Typisch sind ungültige oder fehlende Akkreditierungslogos, unvollständige oder fehlerhafte Unternehmensdaten und der fehlende Verweis auf die ISO-Norm 27001. Auch die Ausstellungsnummer fehlt häufig, oder der Zertifikatsinhaber lässt sich nicht über das Online-Register der Zertifizierungsstelle auffinden. Ungewöhnlich niedrige ISO 27001 Kosten oder das Fehlen eines dokumentierten Audit-Prozesses sind weitere deutliche Warnzeichen für unseriöse ISO 27001-Zertifikate auf dem Markt.
Beispielhafte Warnsignale:
- Keine Nennung der Akkreditierungsstelle oder das Logo wirkt verpixelt
- Adresse oder Name des Unternehmens sind ungenau angegeben
- Zertifikatsnummer fehlt oder ist bei der Prüfgesellschaft nicht registriert
- Rechtschreibfehler oder unsaubere Gestaltung
- Aussteller ist unbekannt oder auf seriösen Listen nicht zu finden
Wer darf ISO 27001 zertifizieren?
Nur akkreditierte und unabhängige Zertifizierungsstellen sind berechtigt, eine Zertifizierung nach dem ISO 27001 Standard durchzuführen. Die wichtigsten Stellen in Deutschland sind beispielsweise der TÜV Süd, TÜV Nord, DEKRA, DQS oder BSI Group. Diese Einrichtungen setzen speziell qualifizierte ISO 27001 Auditoren ein und gewährleisten eine objektive, transparente Prüfung gemäß den ISO 27001 Anforderungen. Wie du einen vertrauenswürdigen und fachkundigen ISO 2700-Auditor findest, liest du im kommenden Abschnitt.
Wie finde ich den richtigen Auditor?
Ein qualifizierter Auditor verfügt nicht nur über fachliches Know-how in Bezug auf die ISO Norm 27001, sondern auch über Praxiserfahrung in verschiedenen Branchen. Es empfiehlt sich, auf Referenzen und nachweisliche Erfahrung im Umgang mit den ISO 27001 Anforderungen zu achten. Zertifizierungsstellen sollten transparent über ihre Methoden und Abläufe informieren und für Fragen offen sein. Zusätzlich ist es ratsam, die Akkreditierung der jeweiligen Prüfstelle zu prüfen, um die Seriosität des Auditors sicherzustellen. So gelingt es, den Auditprozess effizient zu gestalten und den Weg zu einer glaubwürdigen und anerkannten Zertifizierung zu ebnen.
Wie kann ich ISO 27001-Zertifizierungsanbieter in Deutschland vergleichen?
Empfehlenswert ist die Suche nach Auditoren über das internationale Akkreditierungsverzeichnis der DAkkS (Deutsche Akkreditierungsstelle). Auch die Webseite des International Accreditation Forums (IAF) bietet eine Suchfunktion: www.iaf.nu.
Wichtige Auswahlkriterien für einen ISO 27001 Auditor:
- Nachweisbare Akkreditierung der Zertifizierungsstelle
- Branchenerfahrung des Auditors passend zum eigenen Unternehmen
- Verständliche Erläuterung der Auditmethodik und ISO 27001 Anforderungen
- Bereitschaft, auf individuelle Fragen und Besonderheiten einzugehen
Mit einer verantwortungsvollen Auswahl wird sichergestellt, dass die Zertifizierung den regulären Standards entspricht. Wie wir gesehen haben, ist ein offiziell erteiltes ISO 27001-Zertifikat nicht nur ein Beleg für wirksame Informationssicherheit, sondern auch ein wertvolles Vertrauenssignal für potenzielle Kunden.